Zusammenfassung Hintergrund Die Empfehlungen zur medikamentösen Therapie fokaler Epilepsien berücksichtigen zunehmend geschlechtsspezifische Aspekte in der Auswahl der Antiepileptika (AED). Ziel der Untersuchung war es, die aktuellen Kenntnisse zum Einfluss der AED auf reproduktive Störungen bei Männern mit Epilepsie zu überprüfen. Methode Fachartikel zu diesem Themenbereich sowie Übersichtsartikel wurden von einem Nervenarzt mit spezieller Expertise in Epileptologie und von einem Andrologen kritisch bewertet. Ergebnisse Die Kenntnisse zur Beeinflussung reproduktiver Funktionen durch AED sind gering, sie beinhalten im Wesentlichen Angaben zur Therapie mit Carbamazepin, Oxcarbazepin, Valproat oder Lamotrigin. Im Wesentlichen unberücksichtigt bleibt der Einfluss der Epilepsieerkrankung selbst, der sich bei einer Temporallappenepilepsie als deutlich darstellt (Minderung von Testosteron). Enzyminduzierende AED erhöhen zwar das an das Sexualhormon-bindende-Globulin (SHBG)-gebundene Testosteron, die mögliche Korrelation zu sexuellen Funktionsstörungen ist aber kaum untersucht. Kasuistisch deutlich sind Effekte einzelner AED auf die Spermatogenese. Konklusion Bei einer aus reproduktiver Sicht insgesamt unzureichenden Datenlage fallen am ehesten Berichte zur Therapie mit Lamotrigin (LTG) oder Valproat (VPA) auf, die neutrale (bis positive) Einflüsse dieser AED auf sexuelle Steroidhormone beschreiben. Diese AED erhöhen die Menge des an SHBG-gebundenen Testosteron kaum (LTG) oder nicht (VPA).