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- Title
Medizinisch assistierter Suizid - Regulierungsbedarf im Strafrecht?
- Authors
Kreß, Hartmut
- Abstract
Die Gesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland zur Biomedizin ist von zahlreichen Restriktionen geprägt. Am 6. November 2015 hat der Deutsche Bundestag durch den neu gefassten § 217 Strafgesetzbuch nun die 'geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung' unter Strafe gestellt. Das Gesetz richtet sich gegen Sterbehilfeorganisationen, beeinträchtigt aber zugleich die Suizidbegleitung schwer erkrankter Patienten durch einzelne Ärzte. Es wurde mit Argumenten begründet, die nicht triftig sind, setzt sich über die Meinungsbildung und den Wertepluralismus in der Bevölkerung hinweg und trägt moralpaternalistische Züge. Sinnvoll wäre gewesen, wenn der Gesetzgeber hinsichtlich der Beihilfe zum Suizid schwer kranker Menschen Kriterien benannt sowie Rahmenbedingungen geschaffen hätte, durch die Betroffene bei einer gewissenhaften Entscheidungsfindung unterstützt werden. Sofern Patienten einen Suizid erwägen, sollte ihnen ergebnisoffene psychosoziale Beratung zur Verfügung stehen. Das Gesetz bricht mit der neuzeitlich-modernen Rechtstradition, die Suizidbeihilfe straffrei zu stellen. Die restriktive Linie der neueren Biopolitik ist verfestigt und das Selbstbestimmungsgrundrecht weiter in die Defensive gedrängt worden.
- Publication
Jahrbuch für Wissenschaft und Ethik, 2016, Vol 20, Issue 1, p29
- ISSN
1430-9017
- Publication type
Article
- DOI
10.1515/jwiet-2016-0104