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- Title
Es war einmal ein Virus?: Die COVID-19-Pandemie aus der Perspektive der Erzählforschung.
- Authors
Schneider, Ingo
- Abstract
Seit den ersten bekannt gewordenen Fällen von SARS CoV-2 verbreitete sich das Virus wellenförmig über die ganze Welt. Mit ihm ging auch eine Flut von Erzählungen unterschiedlicher Art viral. Der Beitrag beabsichtigt nicht, einen Überblick über dieses mittlerweile schwer zu überblickende Material zu geben; er versucht stattdessen, das Potential einer sich als kritische Gesellschaftsanalyse verstehenden Erzählforschung in der Auseinandersetzung mit der Pandemie vorzuführen. Dazu werden zunächst die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und mit ihnen verknüpften Diskurse in den Blick genommen. Von da aus frage ich nach unterschiedlich gelagerten Erzählkomplexen, die diesen Rahmenbedingungen und Diskursen entwachsen. Drei davon werden exemplarisch näher betrachtet: Erzählungen können erstens als Ausdruck kollektiver Vorurteile oder Ventil diffuser Ängste gelesen werden; sie können zweitens symbolischer Ausdruck von Spaltungstendenzen innerhalb einer Gesellschaft sein, oder aber drittens machtvolle Instrumente von Großmachtinteressen. Alle drei Ebenen spielen letztlich ineinander bzw. treffen auf der Ebene des alltäglichen Erzählens aufeinander. Wir haben es hier mit einem komplexen, wechselseitigen Beziehungsgefüge zwischen einem Krankheitserreger, den darüber kursierenden Erzählungen und der mit beiden konfrontierten Gesellschaft zu tun. Since the first cases of SARS CoV-2 emerged, the virus has spread in waves all over the world. As an involuntary by-product a flood of different stories went viral. This article does not intend to provide an overview of this elusive material of rumors, conspiracy theories, jokes and so on. Rather it tries to demonstrate the potential of narrative research, seeing itself as critical social analysis, in dealing with the pandemic. To this end, the social framework of the pandemic and the discourses linked to them will first be examined. From there I will investigate different narrative complexes growing out of these framework conditions and discourses. Three of them will be examined in closer detail: Stories can firstly be read as an expression of collective prejudices or as an outlet for diffuse fears; secondly, they can be a symbolic expression of tendencies towards cleavage within a society or, thirdly, they can be powerful instruments at the highest level of international politics. All three levels ultimately interact or meet in everyday storytelling. We are dealing here with a complex, mutual relationship between a virus, the stories circulating about it and the society confronted with both.
- Subjects
SARS-CoV-2; ZIKA Virus Epidemic, 2015-2016; CONSPIRACY theories; RUMOR; PREJUDICES; VIRAL transmission; CRITICAL analysis
- Publication
Fabula, 2022, Vol 63, Issue 3/4, p239
- ISSN
0014-6242
- Publication type
Article
- DOI
10.1515/fabula-2022-0016