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- Title
Einführung: Die Validierung von nicht-kognitiven Beschwerden.
- Authors
Brockhaus, Robbi
- Abstract
In der stationären und ambulanten neuropsychologischen Diagnostik wird aus einer vertrauensvollen therapeutischen Haltung heraus angenommen, dass der Proband in der Anamneseerhebung offen sein psychisches Erleben berichtet und sich in der Untersuchung kognitiver Fähigkeiten optimal anstrengt. Ob diese notwendigen Bedingungen für zutreffende Diagnostik und Therapiegestaltung wirklich vorhanden sind, wird meist lediglich durch ein klinisches Urteil befundet. Klinische Urteile sind jedoch prinzipiell fehlerhaft. Während es in der neuropsychologischen Begutachtung kognitiver Beschwerden nach heutiger Vorstellung als Kunstfehler gilt, diese absichernden beschwerdenvalidierenden Voraussetzungen für gültige Diagnostik nicht zu überprüfen, besteht im klinischen Alltag diesbezüglich wohl eher allgemein Skepsis. Hier wie dort werden für die Validierung kognitiver Beschwerden die aus den international anerkannten Richtlinien von Slick (1999) enthaltenen Ausschlusskriterien häufig nicht berücksichtigt. Letztere geben vor, dass die Schlussfolgerung einer „Simulation” kognitiver Dysfunktionen nicht bei der diesbezüglich verursachenden Wirksamkeit neurologischer, psychiatrischer oder Entwicklungsfaktoren erfolgen darf. Ein erhebliches Problem entsteht dadurch, dass solche neurologischen, psychiatrischen und Entwicklungsfaktoren selber aggraviert werden können. Man kann solche verzerrenden Faktoren objektiv identifizieren, wenn man die psychischen Beschwerden durch Validierungsverfahren überprüft. Keineswegs für diese Überprüfung geeignet sind klinische Verfahren wie Becks-Depressions-Inventar BDI, Freiburger Persönlichkeitsinventar FPI-R oder Persönlichkeits-Stil und -Störungs-Inventar PSSI, weil sie nicht über relevante testinterne Kontrollskalen verfügen. Der Erkenntnisgewinn durch die Überprüfung der Echtheit subjektiver Beschwerden bzw. möglicher Verdeutlichungstendenzen wird anhand von Einzelfallstudien und Gruppenuntersuchungen vor allem im klinischen Alltag dargestellt. Zwei neue Verfahren für die Interpretation von MMPI-2 werden präsentiert. Einige statistische Grundüberlegungen für die Beurteilung auffälliger Befunde werden vermittelt. Über die Testgüte ausgewählter Verfahren wird gesprochen.
- Publication
Zeitschrift für Neuropsychologie, 2015, Vol 26, Issue 3, p197
- ISSN
1016-264X
- Publication type
Article