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- Title
Aufmerksamkeitsleistungen und Vigilanzregulation bei Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS).
- Authors
Paucke, Madlen; Sander, Christian; Kallweit, Claudia; Exner, Cornelia; Heger, Ulrich; Strauß, Maria
- Abstract
ADHS ist nicht nur eine Krankheit des Kindes- und Jugendalters. Bei bis zu 60 % der Betroffenen persistiert die Symptomatik bis in das Erwachsenenalter. Als ein möglicher pathogenetischer Faktor bei ADHS können Störungen der Arousal-Regulation angenommen werden, die sich in elektroenzephalographischen Untersuchungen (EEG) unter Ruhebedingungen beobachten lassen (EEG-Vigi-lanzregulation). Das Vigilanzmodell affektiver Störungen interpretiert ein Hauptsymptom von ADHS - Hyperaktivität und Unruhe - als autoregulatorischen Mechanismus, um eine instabile EEG-Vigilanzregulation zu kompensieren. Verschiedene EEG-Studien bestätigen einerseits eine instabile EEG-Vigilanzregulation bei ADHS und andererseits zeigen erste Studien auch einen Zusammenhang mit Aufmerksamkeitsdefiziten. Vor dem Hintergrund dieser Befunde soll der Zusammenhang der EEG-Vigilanzregulation als tonisch neurophysiologisches Arousal im Zusammenhang mit den Aufmerksamkeitsdefiziten (gemessen über neuropsychologi-sche Testverfahren) bei erwachsenen ADHS Patienten untersucht werden. Dafür wurden ADHS Patienten und gesunde Kontrollprobanden mittels der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung mit 3 Untertests (Alertness, Arbeitsgedächtnis und Go/NoGo) untersucht sowie ein 15minütiges Ruhe-EEG durchgeführt. Die Bestimmung der EEG-Vigilanzregulation erfolgt mittels des VIGALL-Al-gorithmus (Vigilanzalgorithmus Leipzig). Dieser computergestützte Algorithmus ermöglicht die Unterscheidung von 6 Vigilanzstadien, die sich im Übergangsbereich vom aktiven Wachzustands bis hin zum Schlafbeginn abgrenzen lassen und deren zeitlicher Verlauf Auskunft über den individuellen Regulationstyp des Probanden gibt. Das Ausmaß der Vigilanzlabilität wird auf einer 11-stufigen ordinalen Skala erfasst. Zur Beantwortung der Forschungsfragen werden Gruppenvergleiche (ADHS vs. Kontrollen) und Korrelationsanalysen durchgeführt. Während moderate Korrelationen der Vigilanzlabilität/Vigilanzstadien mit der Alertness (als Maß für allgemeine Wachheit bzw. Aufrechterhaltung der Reaktionsbereitschaft) in der Kontrollgruppe gefunden wurden, korrelierten die EEG-Vigilanzlabilität/Vigilanz-stadien in der ADHS-Gruppe eher mit Maßen zur Verhaltenskontrolle (Go/NoGo) und Arbeitsgedächtnis. Das Vigilanzregulations-Modell kann einen neuen Erklärungszusammenhang für psychopathologische und neuro-biologische Aspekte bei Patienten mit ADHS eröffnen und damit einen Bestandteil zum Verständnis der Störung beitragen.
- Publication
Zeitschrift für Neuropsychologie, 2015, Vol 26, Issue 3, p203
- ISSN
1016-264X
- Publication type
Article